Glaubenssätze und ihre Macht
Der Blog über die Urtriebe hat gezeigt, wie eng unsere heutigen Ängste mit prähistorischen Überlebensinstinkten verknüpft sind.
Diese tief in uns verankerten Triebe sind auch heute noch aktiv. Sie können uns in Bruchteilen von Sekunden in Alarmbereitschaft versetzen – sei es für Flucht, Kampf oder Erstarrung.
Manchmal reicht ein kleiner Auslöser, und wir geraten plötzlich in Panik, ohne zu verstehen, warum.
Unsere inneren Glaubenssysteme
All unsere Erfahrungen, Werte, inneren Haltungen, sowie das, was wir aus unserer Herkunftsfamilie mitbekommen, prägt uns – bewusst oder unbewusst.
Auch das, was über Generationen weitergegeben wurde (transgenerationale Prägungen), spielt dabei eine wichtige Rolle.
Daraus entsteht ein inneres Glaubenssystem:
Es umfasst unsere Emotionen, Gedanken und die daraus entstehenden Handlungen.
Wie ein unsichtbarer Stempel beeinflusst es, wie wir uns selbst und die Welt sehen.

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Glaubenssätze sind unbewusste Programme
Je nachdem, welche Erfahrungen wir – und unsere Ahnen – gemacht haben, entwickeln sich daraus bestimmte innere Überzeugungen, die wir Glaubenssätze nennen.
Diese Glaubenssätze wirken wie innere Programme.
Sie laufen meist unbewusst ab, sind sehr individuell und auf uns persönlich zugeschnitten.
Manche von ihnen übernehmen wir unreflektiert von unseren Eltern oder Großeltern, ohne zu merken, dass sie gar nicht zu uns und zu unserem heutigen Leben passen.
Glaubenssätze - was ist das genau?
Damit du eine bessere Vorstellung davon bekommst, was genau mit Glaubenssätzen gemeint ist, findest du hier einige Beispiele für destruktive innere Überzeugungen.
- "Ich bin nicht wert geliebt zu werden",
- "Ich muss mich noch mehr anstrengen, um akzeptiert zu werden",
- "Mein Leben darf nicht leicht sein, ich muss mir alles schwer erarbeiten",
- "Ich bin immer an allem schuld",
- "Ich muss meine Bedürfnisse zurückstellen und für andere da sein, mich um andere kümmern"...
Diese Sätze sind tief in uns verankert.
Sie legen sich wie ein Schleier über unsere Persönlichkeit und verschmelzen im Laufe der Zeit so sehr mit ihr, dass wir kaum noch unterscheiden können, was wirklich zu uns gehört – und was ursprünglich von außen übernommen oder auf uns übertragen wurde.

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Das ist auch der Grund, warum wir oft gar nicht merken, dass wir fremdgesteuert werden.
Stelle dir einmal ganz ehrlich folgende Fragen:
-
Gehöre ich zu den Menschen, die sich immer für andere aufopfern – und dabei die eigenen Bedürfnisse übergehen?
-
Fällt es mir schwer, klare Grenzen zu setzen – und fühle ich mich deshalb oft überfordert?
-
Habe ich das Gefühl, die ganze Verantwortung allein tragen zu müssen?
-
Glaube ich tief in mir, dass ich nie genug leiste – egal, wie sehr ich mich anstrenge?
-
Fühle ich mich ständig wie innerlich getrieben – und finde keine echte Ruhe?
Wenn du mehrere dieser Fragen mit " Ja" beantwortest, ist es sehr wahrscheinlich, dass dein Verhalten durch unbewusste Glaubenssätze gesteuert wird.
Glaubenssätze können verändert werden
Unser Ziel sollte sein, die belastenden Glaubenssätze zu erkennen – und sie Schritt für Schritt durch positive, stärkende Überzeugungen zu ersetzen.
Zum Beispiel durch Sätze wie:
-
„Ich bin gut so, wie ich bin.“
-
„Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe.“
-
„Alles, was ich brauche, ist bereits da.“
Mehr zu Glaubenssätzen findest Du auch in meinem Blog "Selbstliebe".
Wie entstehen solche Sätze eigentlich?
Glaubenssätze entstehen nicht einfach so. Sie sind das Ergebnis unserer Erfahrungen – besonders der frühen. Schon als kleines Kind nehmen wir wahr, wie mit uns gesprochen wird, was man uns zutraut oder abspricht und ob wir geliebt oder abgelehnt werden.
Wenn wir z. B. oft gehört haben:
- „Stell dich nicht so an!“
- „Das kannst du nicht!“
- „Du bist zu laut, zu still, zu langsam …“,
dann beginnt sich in uns eine innere Stimme zu formen, die genau das wiederholt – auch wenn die Situation längst vorbei ist.
So eine Übertragung – also wenn wir etwas von außen übernehmen und es innerlich zu unserer eigenen Überzeugung machen – wird als ein Introjekt bezeichnet.
Manche dieser Sätze übernehmen wir sogar, ohne dass sie je ausgesprochen wurden – einfach, weil wir als Kinder fühlen, dass wir nur geliebt werden, wenn wir brav, angepasst oder leistungsstark sind.
So entstehen innere Überzeugungen wie:
- „Ich bin nur wertvoll, wenn ich etwas leiste.“
- „Ich darf keine Fehler machen.“
- „Ich muss stark sein und alles allein schaffen.“
Diese Sätze sind Schutzmechanismen. Sie halfen uns einmal, in einem bestimmten Umfeld zu „überleben“ – emotional oder sogar körperlich. Doch wenn wir erwachsen werden, wirken sie oft wie Fesseln, die uns klein und unsicher halten.
Der erste Schritt, sich von ihnen zu befreien ist, diese Sätze zu erkennen, liebevoll anzunehmen – und dann nach und nach durch neue, stärkende Überzeugungen zu ersetzen.
Was ist ein Introjekt?
Ein Introjekt ist eine fremde Überzeugung, die wir von außen übernehmen und so tief in uns verankern, dass es sich anfühlt, als wäre es ein Teil von uns selbst.
Das können Meinungen, Bewertungen oder Erwartungen anderer Menschen sein – zum Beispiel von Eltern, Lehrern, engen Bezugspersonen, Gesellschaft oder Glaubenssystemen, in denen wir aufgewachsen sind.
Mit der Zeit identifizieren wir uns immer stärker mit diesen fremden Stimmen.
Irgendwann wird diese Stimme zu unseren eigenen und so fangen wir an zu glauben, dass wir tatsächlich nicht gut genug, zu faul, zu dick oder einfach ein Taugenichts sind – obwohl das nie unsere eigene Wahrheit war.
Wie wirken innere Überzeugungen
Glaubenssätze können uns entweder aufrichten oder klein halten.
Manche tragen wir unbewusst seit unserer Kindheit mit uns – sie sagen uns, was wir „dürfen“, „müssen“ oder „nicht können“.
Während negative Glaubenssätze uns blockieren, können positive uns stärken und ermutigen, unseren eigenen Weg zu gehen.
Innere Sätze durchziehen alle Bereiche unseres Lebens. Sie sind oft so tief mit uns verwachsen, dass sie sich anfühlen, als wären sie unsere zweite Haut – dabei stammen viele gar nicht von uns selbst. Einige wurden uns von außen übertragen, andere haben wir durch Beobachtung, Bewertung oder eigene Erfahrungen übernommen.
Um ein besseres Gefühl für diese inneren Glaubenssätze zu bekommen, findest du gleich einige Beispiele. Die Liste ist lang – und doch lohnt es sich, einen aufmerksamen Blick darauf zu werfen.
Manche Sätze könnten dich überraschen.
Negative Glaubenssätze
- "Keiner mag mich".
- "Ich bin ein Versager".
- "Das Leben ist anstrengend".
- "Ich werde verlassen".
- "Ich bin nicht gut genug".
- "Ich bin nicht liebenswert".
- "Ich kann niemandem mehr trauen".
- "Ich darf nicht meine Wut, Ärger, Trauer... zeigen
- "Ich darf keine Fehler machen".
- "Nur, wenn ich gute Leistung erbringe, werde ich geliebt".
- "Eigenlob stinkt".
- "Ich muss alles alleine machen".
- "Ich bin unbegabt, ungeschickt, unsportlich...".
- "Ich darf anderen nicht zur Last fallen".
- "Ich darf mich nicht binden, bleibe lieber alleine, damit ich nachher nicht leiden muss".
- "Um Hilfe bitten ist ein Zeichen von Schwäche".
- "Ich muss alles kontrollieren".
- "Ich muss mich in einer Beziehung unterordnen".
- "Ich darf meine Meinung nicht sagen, sonst passiert etwas Schlimmes".
- "Ich bin in einer Beziehung abhängig."
- "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen".
- "Das schaffe ich sowieso nicht".
- "Keiner sieht mich, nimmt mich ernst".
- "Warum passiert mir das immer wieder?".
- "Alle lachen mich aus".
- "Kann ich nicht auch einmal Glück haben?"
- "Womit habe ich das verdient?".
- "Ich bin ein Pechvogel".
- "Das Leben ist kein Ponyhof".
- .....
Positive Glaubenssätze
- "Ich bin ein Glückskind"
- "Ich bin gut so, wie ich bin".
- "Das Leben meint es gut mit mir".
- "Ich schaffe alles, was ich mir vornehme".
- "Das Glück ist auf meiner Seite".
- "Ich bin liebenswert".
- "Ich habe nur das Beste verdient".
- "Mein Wert ist unabhängig davon, ob ich einen Partner, oder eine Partnerin habe".
- "Ich darf mir Unterstützung holen".
- "Ich habe mein Schicksal in der Hand".
- "Ich weiß, was mir guttut".
- "Meine Bedürfnisse und Wünsche sind mir wichtig".
- "Ich kann gut Grenzen setzen und trotzdem für andere da sein."
- "Ich darf mich selbst lieben"
- "Ich darf mich selbst loben".
- "Ich darf stolz auf mich sein".
- "Ich habe die Kraft, Dinge zu verändern".
- "Ich schaffe alles, was ich mir vornehme".
- "Ich bin gut in dem, was ich tue".
- "Ich darf mich in einer Beziehung abgrenzen".
- "Ich darf sagen, was mir wichtig ist".
- "Das Leben ist leicht".
- "Es darf mir gutgehen".
- "Ich ziehe Reichtum und Fülle an".
- "Ich ziehe Gutes an".
- "Ich treffe Menschen auf meinem Lebensweg, die mir dabei helfen, weiterzukommen".
- "Meine Beziehung gelingt".
- ....
Glaubenssätze sind keine Wahrheiten - es sind nur Überzeugungen
Uff... jetzt sind wir erstmal durch die Glaubenssätze durch.
Diese Listen ließen sich endlos fortsetzen.
Sie machen deutlich, wie unbewusst und gleichzeitig stark manche Sätze wirken können – einfach deshalb, weil wir sie bisher nicht als das erkannt haben, was sie sind: automatisierte Programme, die in uns ablaufen.
Viele dieser inneren Sätze sind so stark mit uns verwachsen, dass wir sie für einen festen Teil unserer Persönlichkeit halten.
Zum Beispiel:
„Ich bin halt ängstlich.“
„Ich kann das nicht.“
„Ich bin einfach zu ungeschickt.“
„Ich bin zu doof dafür.“
Doch all das sind keine Wahrheiten – es sind Überzeugungen, die irgendwann in uns entstanden sind und die wir - zum Glück - verändern dürfen.

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Wenn ich etwas muss...
Es gibt auch Glaubenssätze, die auf den ersten Blick positiv wirken, uns aber innerlich so unter Druck setzen, dass sie eine belastende Wirkung entfalten.
Zum Beispiel:
„Alles, was ich anfange, muss ich zu Ende bringen!“
Sobald wir etwas müssen, entsteht Stress im System.
Aus einer guten Absicht wird plötzlich ein innerer Antreiber, der uns antreibt – oder lähmt.
Daraus entstehen Sätze wie:
- „Ich muss mich mehr bewegen.“
- „Ich muss auf meine Ernährung achten.“
- „Ich muss liebevoller zu mir selbst oder anderen sein.“
Doch was steckt dahinter?
Wenn ich etwas ändern muss, dann bin ich - so wie ich jetzt bin - noch nicht gut genug!
Ich sage vielleicht, dass ich etwas Gutes für mich tun möchte. Doch oft geschieht es nicht aus echter Selbstakzeptanz, sondern aus dem Gefühl heraus, nicht richtig zu sein.
Ich setze mich dabei unbewusst unter Druck – subtil, aber wirkungsvoll.
Und genau das ist Mangeldenken, keine Selbstliebe und keine wirkliche Selbstannahme.
Was treibt mich an?
Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich ist es gut, sich mehr zu bewegen oder sich gesünder zu ernähren.
Die entscheidende Frage ist nur:
Welche Beweggründe stecken wirklich dahinter?
Will ich mich meinem Körper liebevoll zuwenden, für sein Wohl sorgen – und dabei Freude empfinden?
Oder fühle ich mich nicht schlank genug, will mich weiter optimieren oder habe Angst, krank zu werden – und möchte deshalb mein Verhalten ändern?
Das Glaubenssystem ist zum Glück nicht in Stein gemeißelt.
Durch persönliche Weiterentwicklung und inneres Wachstum können wir diesen inneren Abdruck – geprägt von Mustern und Überzeugungen – positiv beeinflussen und nachhaltig verändern.
Handle ich aus Liebe zu mir – oder aus dem Wunsch, anders zu sein?
Diese Frage lädt dich ein, achtsam innezuhalten und dein Handeln liebevoll zu hinterfragen.
Oft glauben wir, etwas verändern zu müssen, um "richtig" oder "besser" zu sein – dabei entspringt echte Veränderung nicht aus Druck, sondern aus Selbstannahme.
Wenn du beginnst, dich selbst als Seele auf einem Weg des inneren Wachstums zu sehen, erkennst du:
Wahre Veränderung entsteht durch die Rückverbindung mit deinem wahren Selbst – frei von Bewertungen oder dem Drang nach Optimierung. Denn du warst schon immer perfekt, so wie du bist.
Aus "Ich muss" wird "Ich darf"
Manchmal erkennen wir erst im achtsamen Innehalten, wie sehr wir uns selbst unter Druck setzen.
Diese kleine Übung lädt dich ein, bewusst hinzuspüren: Handle ich aus Liebe zu mir – oder aus dem Gefühl, nicht gut genug zu sein?
Beispiel 1:
Anstatt:
- „Ich muss mich mehr bewegen.“
Besser:
- „Ich darf meinem Körper Bewegung schenken.“
- „Ich entscheide mich, mich heute liebevoll zu bewegen – so, wie es mir guttut.“
Beispiel 2:
Anstatt:
- „Ich muss auf meine Ernährung achten.“
Besser:
- „Ich darf meinen Körper nähren – achtsam und freundlich.“
- „Ich entscheide mich, heute bewusst das zu essen, was mir Kraft schenkt.“
Beispiel 3:
Anstatt:
- „Ich muss liebevoller zu mir selbst sein.“
Besser:
- „Ich darf mich selbst mit Mitgefühl betrachten.“
- „Ich entscheide mich, heute freundlich mit mir zu sprechen.“

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Spüre bewusst die neuen Sätze und erlaube dir, dir selbst mit Wärme und liebevoller Aufmerksamkeit zu begegnen. Fühle, wie es ist, dir selbst Mitgefühl, Zuwendung und Geborgenheit zu schenken.
Denn es geht dabei nicht nur darum, dein Denken zu verändern, sondern vor allem darum, ein sanftes, wohlwollendes Gefühl für dich selbst zu entwickeln – ganz ohne Urteil und Bewertung.
Neue Sätze allein reichen nicht - sie entfalten erst dann ihre Wirkung, wenn du sie mit einem neuen Gefühl für dich selbst verbindest.
Erst dann entsteht daraus eine echte Veränderung.
Ist das ein Glaubenssatz oder bin ich so?
Glaubenssätze beeinflussen uns besonders stark in den Bereichen Selbstliebe, Selbstwert, Kompetenzen und Beziehungen.
Menschen mit Depressionen neigen zum Beispiel häufig zu negativen inneren Überzeugungen, die den Selbstwert schwächen und zu Selbstzweifeln führen.
Diese inneren Sätze sind so eng mit uns verknüpft, dass wir sie kaum noch als das erkennen, was sie sind. Wenn ich zum Beispiel fest daran glaube, "zu unfähig" zu sein, prägt diese Überzeugung mein ganzes Sein – bis in jede, kleinste Zelle meines Körpers.
Dann BIN ich unfähig – unabhängig davon, ob es der Wahrheit entspricht oder nicht.
Dabei war es ursprünglich nur eine Behauptung, aufgestellt von jemandem, der nicht in der Lage war, mich bedingungslos zu lieben und zu akzeptieren.
Um seine Zuwendung nicht zu verlieren, musste ich mich dem Bild anpassen, das er von mir hatte – und damit meine eigene innere Wahrheit über mich selbst aufzugeben.
Wahrheit zu benennen ist keine Schuldzuweisung
Wichtig: Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen.
Die Menschen, die uns geprägt haben, haben oft selbst Ähnliches erlebt – und geben unbewusst weiter, was meist schon über Generationen hinweg in den Familien wirkt.
Und dennoch: Wissen ist machtvoll.
Erst wenn du die Zusammenhänge erkennst, kannst du bewusst etwas verändern.
Bis dahin geschehen Dinge mit dir – und du hast kaum Einfluss darauf.
Du bist ihnen ausgeliefert, ohne es zu merken.
Aber:
Mit jeder Erkenntnis änderst du diesen Zustand und fängst damit an, dein leben bewusster zu gestalten.
Glaubenssätze sind ursprünglich nur Vermutungen
Die Entstehung eines jeden Glaubenssatzes beginnt mit einer Vermutung.
Wenn wir zum Beispiel als Kinder immer wieder hören:
„Du kannst das nicht."
"Du bist zu blöd dafür“,
dann ist das - wie schon erwähnt - zunächst nur eine Behauptung.
Durch die ständige Wiederholung wird daraus nach und nach eine Überzeugung – unsere „Wahrheit“.
Dieser Satz prägt sich immer tiefer in uns ein.
Irgendwann bildet sich in uns eine eigene innere Stimme, die uns bei jeder Gelegenheit genau diesen Satz ins Ohr flüstert- ein Introjekt wurde erschaffen.
Es entsteht ein Teil unserer Persönlichkeit, der dafür sorgt, dass wir diesen Glaubenssatz so verinnerlichen, dass wir unser Leben danach ausrichten.

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Wir brauchen niemanden mehr von außen, der uns sagen muss, dass wir "zu blöd" sind - diese Aufgabe übernehmen wir von nun an selbst.
Auch bestimmte Stimmungen erschaffen Glaubenssätze
Die Glaubenssätze müssen nicht immer in Worte gefasst und ausformuliert werden.
Erleben wir dauerhaft eine Grundstimmung, bei der wir, egal was wir machen,
immer kritisiert werden,
immer schuldig sind,
nie Recht haben dürfen,
wenn an uns immer gemeckert wird,
so wird sich mit der Zeit in uns ein Glaubenssatz herauskristallisieren, der exakt auf die erlebten Gefühle und Gedanken zugeschnitten ist.
Wenn wir mit jemanden zu tun haben, beispielsweise einem Elternteil, der uns das Gefühl der Bedürftigkeit vermittelt, dann wird er nonverbal den Satz senden:
- „Du musst dich um mich kümmern, ich schaffe es nicht alleine“.
Aus Liebe übernehmen Kinder die Verantwortung für ihre Eltern und entwickeln ihre eigenen Sätze:
- „Ich muss mich immer kümmern."
- "Ich muss meine Bedürfnisse zurückstellen."
- "Ich habe kein Recht auf mein eigenes Leben".
Sie übernehmen gleichzeitig auch das Gefühl der Bedürftigkeit.
Im Erwachsenenalter sind sie oft selbst bedürftig und machen sich von Menschen und Situationen abhängig. Zudem geben sie ihre Bedürfnisse auf und definieren sich über andere, indem sie sich aufopfern. Ein typisches Beispiel dafür sind Menschen mit dem Helfersyndrom.
Glaubenssätze verfälschen unsere Eigenwahrnehmung
Sobald sich eine Überzeugung tief in uns verankert hat – zum Beispiel der Satz „Ich bin nicht gut genug“
– beginnen wir, alle weiteren Erfahrungen diesem inneren Glaubenssatz unterzuordnen.
Wenn uns dann etwas gut gelingt, wenn wir eigentlich stolz auf uns sein könnten, fällt es uns schwer, es anzunehmen.
Statt Freude oder Selbstanerkennung spüren wir Zweifel.
Wir schreiben den Erfolg dem Zufall zu oder reden das Ergebnis klein – einfach, weil es nicht sein darf.
Erst wenn sich solche „Zufälle“ häufen, wächst ganz langsam der leise Zweifel:
- Was, wenn dieser alte Satz doch nicht wahr ist?
- Was, wenn ich gar nicht blöd, ungenügend oder fehlerhaft bin?
- Was, wenn ich einfach nur lange etwas geglaubt habe, das nie zu mir gehört hat?

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Ist es wirklich wahr, was ich denke?
Den tief verwurzelten Glaubenssatz zu hinterfragen, könnte der erste Schritt in die positive Veränderung sein.
Wir können die Glaubenssätze jede Zeit überprüfen indem wir fragen:
- „Ist es wirklich so, dass ich zu blöd (oder…….) bin und nichts richtig machen kann?
- "Stimmt das wirklich?“.
- „Ist das wirklich wahr?“.
Wenn wir uns dafür öffnen, wird die Antwort in den meisten Fällen ein eindeutiges „Nein“ sein.
Die Tatsache, dass wir schon immer an etwas geglaubt haben, muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass es auch wahr ist!
Fremde Glaubenssätze werden zu unseren eigenen
Schauen wir uns den Glaubenssatz
„Du kannst das nicht! Du bist zu blöd dafür!“
noch einmal genauer an.
Hinter solchen Sätzen steckt oft eine tiefere Schicht: Gefühle von Ablehnung und Abwertung.
Solche abwertenden Äußerungen stammen meist von Menschen, die auch sich selbst ablehnen, sich abwerten – und deshalb weder sich selbst noch andere wirklich annehmen können.
Ihre eigenen schmerzhaften Überzeugungen übertragen sie – oft unbewusst – auf andere.
So entstehen beim Gegenüber ähnliche Gefühle. Und aus diesen Gefühlen formen sich dann neue, ebenfalls schmerzliche Glaubenssätze.
Wenn wir über längere Zeit mit Ablehnung oder Abwertung konfrontiert werden, fällt es schwer, sich diesem Einfluss ganz zu entziehen.
Langsam schleichen sich erste Selbstzweifel ein.
Unsere tiefsten Überlebensinstinkte werden getriggert.
Und mit ihnen eine uralte Angst:
„Ich werde nicht akzeptiert. Ich werde ausgestoßen. Und allein werde ich nicht überleben.“
Diese Gedanken nehmen wir gar nicht wahr, denn sie spielen sich unbewusst ab.
Was wir wahrnehmen, ist die unerklärliche Angst, die plötzlich da ist.

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Wenn andere ihre eigenen Gefühle auf uns übertragen
Wenn uns jemand das Gefühl gibt, dass wir so, wie wir sind, nicht richtig sind, überträgt er oft seine eigenen Gefühle – zum Beispiel Angst oder Minderwertigkeit – auf uns.
Dieses Gefühl gehört nicht zu uns.
Erst wenn wir das erkennen, können wir es bewusst von uns weisen und bei der anderen Person lassen.
Wenn wir uns dessen bewusst werden, kann es uns dabei helfen, Grenzen zu setzen und bei uns zu bleiben.
Wir könnten vielleicht sogar mitfühlend denken:
"Es tut mir leid, dass du dich so minderwertig fühlst und so abwertend über dich denkst – aber das hat nichts mit mir zu tun. Ich lasse diese Gefühle bei dir."
Solche Übertragungen, auch Projektionen genannt, sind sehr häufig im beruflichen, wie auch privatem Umfeld zu finden.
Was ist eine Projektion?
Eine Projektion entsteht, wenn Menschen ihr eigenes inneres Leid auf andere übertragen – zum Beispiel auf ihre Kinder, Arbeitskollegen oder Partner.
Sie ist ein Schutzmechanismus der Psyche: Unerträgliche Gefühle, die tief im Inneren gespeichert sind, werden verdrängt, damit sie nicht bewusst gefühlt werden müssen.
Je stärker diese Gefühle unterdrückt werden, desto mehr innere Spannung baut sich auf. Irgendwann ist der Druck so groß, dass er sich entladen muss – und genau in diesem Moment kommt es zur Projektion.
Das bedeutet:
Die aufgestauten Emotionen wie Angst, Wut oder Ohnmacht suchen sich ein Ventil. Doch anstatt gefühlt und angenommen zu werden, werden sie auf andere Menschen übertragen.
Eine Projektion ist also das Sichtbar werden verdrängter Emotionen - nicht bei demjenigen, dem sie eigentlich gehören, sondern bei dem, auf den sie projiziert werden.
Ist Eifersucht eine Projektion?
Wenn wir zum Beispiel eifersüchtig sind, liegt darunter oft eine tiefe Verunsicherung und die Angst, verlassen zu werden.
Wir fühlen uns nicht gut genug, nicht liebenswert genug – und irgendwo in uns glauben wir:
„Früher oder später wird mein Partner das merken.“
Diese innere Angst projizieren wir auf den anderen. Wir beginnen, misstrauisch zu werden, stellen unbegründete Fragen – oder unterstellen ihm sogar, fremdzugehen oder uns verlassen zu wollen.

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Dieses Verhalten ist ein Ausdruck unserer Verlustangst - einer Angst, die so schmerzhaft ist, dass wir sie ganz tief in uns vergraben haben.
Wir können sie bewusst nicht mehr wahrnehmen.
Statt sie zu fühlen, suchen wir im Verhalten unseres Partners nach Erklärungen für unsere innere Unruhe.
Alles, was mit uns passiert, hat etwas mit uns zu tun
Alles, was uns begegnet, hat also immer etwas mit uns selbst zu tun, nach dem Motto:
"Wie innen, so außen. Wie außen, so innen ."
Wir projizieren unser Innenleben nach außen und es wird uns durch Menschen oder Umstände zurück gespiegelt. Das ist das Resonanzgesetz.
Wir alle projizieren unsere Gefühle, Wünsche oder Vorstellungen auf andere.
Wenn ich wütend auf jemanden bin, kann ich mich fragen:
- Was macht mich wütend?
- Wann bin ich wütend auf mich selbst?
- Woher kommt das Gefühl?
- Wann hat jemand seine Wut auf mich übertragen?
Wenn jemand beispielsweise enorm unter Druck steht, alles richtig machen zu müssen und er sich unter keinen Umständen erlaubt, etwas falsch zu machen, dann wird er alles dafür tun, dass sein Gegenüber immer die Schuld trägt.
Um das zu erreichen, wird er dem anderen Dinge unterstellen, die Tatsachen verdrehen und gar lügen. Das Schlimme daran ist, dass er selbst daran glaubt, dass es wahr ist. Das ist Projektion!
Zurück zu unserem Beispiel.
Stammt ein solcher Satz wie:
"Du kannst das nicht! Du bist zu blöd dafür!"
von den Eltern und das Kind ist noch klein, dann wird er auf das Kind höchst traumatisierend wirken.
Das Kind empfindet die übertragenen Gefühle als massiv lebensbedrohlich, da es Angst hat ausgestoßen zu werden und instinktiv weiß, dass es ohne die Fürsorge der Eltern tatsächlich nicht existieren kann.
Betrachten wir diesen Satz aus der Perspektive eines Erwachsenen, können wir die lebensbedrohliche Situation von damals relativieren.
Heute wissen wir, dass wir erstens, nicht dumm sind und durchaus Dinge im Leben gut gemeistert haben! Das bestätigen unsere Erfahrungen. Zweitens, sind wir von den Eltern nicht mehr abhängig und auch wenn es schmerzhaft sein sollte, würden wir eine Trennung von ihnen überleben.
Dieses Wissen kann wie ein erstes Aufwachen sein – wie ein Sonnenstrahl, der durch einen dichten Nebel bricht. Plötzlich beginnst du zu spüren:
Diese alten Sätze über mich sind nicht die Wahrheit.
Es waren nie meine ureigenen Sätze.
Und mit jedem klareren Blick darfst du dich Stück für Stück aus dem unsichtbaren Netz aus Vorwürfen und Fremdbildern befreien.
Jeder Glaubenssatz ist selbst erhaltend
Glaubenssätze produzieren Probleme und sorgen dafür, dass diese aufrechterhalten werden. Dadurch werden sie immer wieder bestätigt und dürfen sich solange reproduzieren und unser Leben bestimmen, bis sie verändert oder ersetzt werden können.
Unser Glaubenssystem zieht immer weitere Umstände an, die unsere Grundstimmung und unsere Erwartungen erfüllen und bestätigen.
Alte Glaubenssätze können durch neue ersetzt werden
Die beste Nachricht des Tages ist, dass unsere positive Grundstimmung den entscheidenden Einfluss darauf hat, welche Glaubenssätze wir selbst im Laufe des Lebens erschaffen!
Gelingt es uns, unsere Glaubenssätze ausfindig zu machen, können wir diese durch neue ersetzen und das gesamte Glaubenssystem verändert sich augenblicklich mit.

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Positive Gefühle verursachen positive Gedanken. Die Grundstimmung wird dadurch angehoben und wirkt sich positiv auf das Glaubenssystem aus, das wiederum unsere Gefühle positiv beeinflusst. Dadurch fangen wir an unsere Realität bewusst zu kreieren.
Positive Glaubenssätze
Wir könnten die Kraft der positiven Glaubenssätze gut für uns nutzen und die Negativen durch Positive leicht ersetzen, wären da nicht die Zweifel und die tief verankerten, kollektiven Glaubensmuster, die im Unbewussten wirken.
Alles Negative, das wir im Laufe unseres Lebens angesammelt haben und die Erfahrungen unserer Vorfahren, bestimmen unbewusst unser Denken und Handeln. Manche Sätze entfalten seit Generationen bis zum heutigen Tag ihre Wirkung und beeinflussen uns immer noch negativ.

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Den meisten Menschen bereitet es keine Schwierigkeiten, zehn negative Eigenschaften bei sich zu finden, nach einer positiven wird dagegen lange gesucht.
Viele Kinder und Jugendliche sind beschämt und trauen sich nicht, etwas Positives über sich selbst zu sagen. Da rattern im Hintergrund immer noch die muffigen Glaubenssätze unserer Vorfahren wie „Eigenlob stinkt“.
Auch, wenn es mehr Kraft kostet, die positiven Glaubenssätze zu kreieren und sie zu glauben, es ist dennoch ein guter Weg, um dauerhaft Zufriedenheit und Fülle zu erfahren.
Prozess der Bewusstwerdung
Unsere Glaubenssätze formen Gedanken und Gedanken erzeugen Gefühle. Wenn wir also die Verantwortung für unsere Gedanken übernehmen und bewusst darauf achten, was wir denken und uns von anderen Menschen und kollektiven Stimmungen nicht beeinflussen lassen, - dann können wir dadurch positive Gefühle erzeugen und zunehmend die alten, negativen Glaubenssätze ändern.
Wenn wir jeden Morgen eine Sache finden, für die wir dankbar sind, dann wird dies unseren Leben nachhaltig, positiv verändern. Nur eine Sache reicht, um glücklicher zu leben. Umso mehr Positives wir entdecken können, desto schöner wird unser Alltag. Das Zauberwort heißt Bewusstwerdung!
Energie folgt der Aufmerksamkeit
Dieser Satz ist aus dem Doppelspalt-Experiment in der Quantenphysik bekannt und besagt, dass Materie nur dann vorhanden ist, wenn wir sie betrachten, also unsere Aufmerksamkeit auf sie richten.
Sobald wir der Materie unsere Aufmerksamkeit entziehen, bleibt sie zwar weiterhin bestehen aber nur in Form von Information. Ein sehr spannendes Thema!
Diese Erkenntnis ist wichtig, denn sie würde bedeuten, dass erst wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf ein Ereignis richten, dieses real wird.
Die Grundstimmung ist entscheidend für die „Färbung“ der materialisierten Information.
Mithilfe der Glaubenssätze bestimmt sie, ob wir ein Ereignis als problematisch oder unproblematisch empfinden.

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Wenn wir beispielsweise in unserem Umfeld erlebt haben, dass ab einem bestimmten Alter der Körper stark abbaut, immer neue Krankheiten hinzukommen und wir aufgrund dieser Erfahrungen unbewusst unser Glaubenssystem entsprechend aufbauen, dann wird sich unser Körper den Vorstellungen anpassen und exakt so verhalten, wie wir es erwarten.
In unserer Vorstellung entstehen Bilder, wie ein alter Mensch auszusehen hat. Das Gehirn kann zwischen der Realität und der Vorstellung nicht unterscheiden und übernimmt diese Bilder als Vorlage für den Körper.
Unsere Gefühle bestimmen sowohl unsere Gedanken als auch unsere Wahrnehmung.
Die Wahrnehmung orientiert sich an den Erfahrungen der Vergangenheit und richtet unsere Aufmerksamkeit so aus, wie sie vermutet, die Zukunft zu erleben.
Es gibt eine unzählige Menge an Glaubenssätzen. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich immer an solchen aus, die zu unserem Glaubenssystem passen. Die Materie zieht entsprechend unseren Erwartungen nach.
Wie unsere Träume wahr werden?
Unsere Glaubenssätze steuern einfach alles. Von den einfachen Tatsachen wie:
- "Ich bin eine Frau",
- "Ich spreche Deutsch",
bis hin zur:
- "Ich werde gesund" beim Placebo-Effekt.
Unser Glaubenssystem wird aus allem, woran wir glauben, konstruiert.
Wir sind, woran wir glauben!
Wenn es uns also gelingt, an unsere Ziele und Wünsche aus vollem Herzen zu glauben und wir davon ganz fest überzeugt sind, dass es auch wahr wird, dann wird sich alles in uns auf das Erreichen der Ziele ausrichten.
Das beste Beispiel dafür sind Visionäre, die ganz fest daran glauben, dass sie ihre Träume verwirklichen werden. Anfänglich fehlt oft das nötige Knowhow und dennoch, sie hören einfach nicht auf! Mit der Zeit wird aus den Wunschgedanken die Wirklichkeit.
Damit sich unsere Träume verwirklichen, müssen wir erst welche haben. Wenn unsere Wunschgedanken zu unpräzise sind, z.B. "Ich will glücklich sein" und wir dabei keine genaue Vorstellung davon haben, wie es aussehen und wie es sich anfühlen wird, wenn wir glücklich sind, dann zerfließt die Energie in allen möglichen Richtungen.

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Denken wir an das Doppelspalt-Experiment, brauchen wir eine Aufmerksamkeit, die genau ausgerichtet ist! Erst dann kann sich die Information aus dem Quantenfeld materialisieren. Unser Wunsch bekommt eine "Gestalt" und kann in Erfüllung gehen!
Deshalb, mach Dir bitte bewusst, was Du willst und schreibe es auf. Stelle Dir detailliert vor, wie Du Dich fühlst, wenn es wahr wird. Fühle die Freude, die Leichtigkeit oder was auch immer für ein Gefühl du dabei empfindest. Glaube daran und stelle Dir das Endergebnis so vor, als wäre es bereits geschehen! Ganz wichtig! Wiederhole es, so oft Du kannst.
Wenn der Erfolg sich dennoch nicht einstellen wollte, solltest Du überprüfen, welche Glaubenssätze oder Selbstsabotage-Programme dem entgegenwirken könnten.
Mein persönliches Erlebnis mit einem Glaubenssatz
Während ich den Blog über die Glaubenssätze schrieb, bekam ich plötzlich eine heftige Panikattacke. Ich erkannte sie zuerst nicht als solche, da ich seit mehreren Jahren keine mehr hatte und bekam Angst, dass mit meinem Herz etwas nicht stimmte. Doch dann kam mir der Gedanke, dass eine Panikattacke sich genauso anfühlen könnte.
Ich versuchte erst mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing - Desensibilisierung und Neuverarbeitung durch Augenbewegungen) mein System etwas runter zu fahren, es half aber nicht wirklich. Dann dachte ich: „Was empfehle ich immer meinen Klientinnen und Klienten in einer solchen Situation?“. „Sie sollen die Gefühle und Emotionen nicht wegdrücken, sondern annehmen“.
Ich wandte mich also diesem Gefühl zu, das mir die Brust zuschnürte und, obwohl mein Herz so stark pochte, als wollte es herausspringen, fing ich an, innerlich Fragen an mein Unbewusstes zu stellen.
Auf die Gefahr hin, dass mich diejenigen, die noch nie von dem Ansatz der „Inneren Anteile“ gehört haben für verrückt erklären, habe ich beschlossen, diese sehr persönliche Geschichte trotzdem hier zu schreiben. Sie zeigt nicht nur wie eine Arbeit mit den „Inneren Anteilen“, die auch als „Ego States“ oder „Das Innere Team“ nach Schulz von Thun bekannt sind, verlaufen kann. Sie passt so gut zu unserem Thema, denn sie ist ein Beispiel dafür, dass die Verwandlung eines belastenden Glaubenssatzes in einen positiven, unterstützenden Satz möglich ist.
Sie zeigt zudem, dass niemand frei von emotionalen Tiefschlägen ist. Emotionen und Gefühle gehören zu jedem von uns. Die Erfahrungen, die wir durch sie sammeln, machen es überhaupt erst möglich, dass wir einen einfühlsamen und verständnisvollen Umgang mit uns selbst und anderen Menschen entwickeln können.
Jemand, der noch nie einen Schmerz erlebt hat, wird es nicht wirklich nachvollziehen können, wenn ein anderer von seinem Schmerz erzählt.
Es geht also weiter…
Ich fragte: „Wer bist Du? Was möchtest Du von mir?“
Es dauerte ein paar Augenblicke, in denen ich versuchte, trotz meiner panischen Angst, NICHT gegen die Panikattacke anzukämpfen, bis sich in meiner Vorstellung ein Wesen zeigte, das wie ein kleines, wuscheliges Hündchen aussah und total verängstigt wirkte.
- Dieses Gespräch und die Bilder spielten sich natürlich nur in meiner Vorstellung ab-
Ich fragte: „Wovor hast Du eine solche Angst?“
Es sagte: „Ich bin dein Glaubenssatz: Ich bin nicht gut genug, und Du willst mich vernichten“.
Ich antwortete: „Das möchte ich gar nicht, aber wir beide wissen, dass es nicht wahr ist, dass ich nicht gut genug bin. Ich habe diesen Satz sehr lange geglaubt. Das möchte ich nicht mehr“.
Das kleine Hündchen, das ich inzwischen als einen meiner „Inneren Anteile“ erkannte, war nicht überzeugt.
Ich sagte: „Ich will Dich wirklich nicht auslöschen. Ich bin Dir sogar dankbar! Schau doch, was ich alles durch Dich erreicht habe. Wärest Du nicht da, hätte ich mich nie so angestrengt!“.
Es änderte sich etwas und mein „Innerer Anteil“ wurde plötzlich sehr aufmerksam...
Dieser Stimmungswechsel meines „Inneren Anteils“ hatte damit zu tun, dass ich ihm keine Vorwürfe machte, ihn nicht weghaben wollte und ihm meine Aufmerksamkeit schenkte. Das Wegdrücken wollen und Abwenden würden dazu führen, dass der Widerstand, in dem Fall meine Panikattacke, größer geworden wäre.
Die Anteile mit den dazugehörigen Gefühlen, die uns das Leben schwer machen, sind es gewohnt, dass sie gehasst und ungewollt sind. Sobald wir sie wegdrücken wollen, halten sie dagegen, denn Druck erzeugt Gegendruck. Sie haben einen bestimmten Auftrag, den sie sich selbst nicht aussuchen dürfen, den sie aber erfüllen müssen! Die positive Zuwendung und Dankbarkeit bedeuten nicht, dass wir die Wirkung der Anteile auf uns gutheißen. Wir würdigen lediglich ihre Bemühungen, denn sie haben wahrlich ihr Bestes gegeben. Weiter im Text wird es deutlicher.
Ich fragte weiter: „Wollen wir für Dich einen anderen Glaubenssatz finden?“
Mein „Innerer Anteil“, war begeistert. Ich fragte weiter, ob er bereits eine Idee hätte, wie der Satz lauten könnte?
„Ja!“ kam prompt die Antwort. „Der Satz lautet: Ich bin die Königin in meinem Reich! Das will ich sein!“.
Mit dem Thema, das viel mit dem eigenen Selbstwert zu tun hat, arbeitete ich in der letzten Zeit, sodass mir der Satz bekannt war. Ich war dennoch etwas überrascht, stimmte aber zu und setzte dem „Inneren Anteil“ ein kleines Krönchen auf. Das Wesen fing an, sich in meiner Vorstellung augenblicklich zu verändern und wurde zu einer schönen jungen Frau, die eine Krone trug.
Die Panikattacke war bereits in dem Moment vorbei, in dem ich meinem „Inneren Anteil“ versicherte, dass ich ihn nicht vernichten, sondern gemeinsam mit ihm nach einem neuen, passenden Satz suchen möchte.
Unser Unbewusstes kommuniziert mit uns über Bilder, Farben, manchmal auch Geräusche oder Gedankenfetzen, die in unserer Vorstellung auftauchen. Mithilfe der „Inneren Anteile“ können wir die Kommunikation ausbauen. Wir können mit ihnen Gespräche führen, uns von ihnen beraten lassen und, wenn nötig, sie zurechtweisen oder ihren Aufgabenbereich ändern. Sie fungieren als Vermittler zwischen uns und unserem Unbewussten und sind sehr wirksam, wenn es darum geht, die alten Glaubenssätze und Muster zu verändern.
Die „Inneren Anteile“ entstehen durch die Erfahrungen, die wir machen oder werden an uns in der Ahnenlinie weitergegeben. Sie sind Persönlichkeiten, haben konkrete Aufgaben und versuchen ihren Auftrag so gut wie nur möglich zu erfüllen. Sie sind immer darauf bedacht, uns zu beschützen. So auch mein „Innerer Anteil“, der dafür zuständig war, mich daran zu erinnern, dass ich nicht gut genug bin.
Jetzt sagst Du bestimmt: „Momentmal, es soll gut sein, dir dein Leben lang einzubläuen, dass du nicht gut genug bist?“
Die Antwort ist: „ Ja“. Die „Inneren Anteile“ bewerten nicht und unterscheiden nicht in gut oder böse. Sie erfüllen strikt ihren Auftrag.
Das, was ich jetzt schreiben werde, wird vermutlich ziemlich paradox erscheinen und doch, so funktionieren unsere „Inneren Anteile“.
Es muss in meiner Kindheit Situationen gegeben haben, in denen ich dachte, etwas richtig gut gemacht zu haben und war vermutlich sogar sehr stolz auf mich. Die Erwachsenen oder anderen Kinder - ich kann mich an das ursprüngliche Ereignis nicht erinnern - müssen das jedoch anders gesehen haben und entweder lachten sie mich aus, es wurde mit mir geschimpft oder ich wurde, meinem Empfinden nach, abgewertet. Daraufhin habe ich höchstwahrscheinlich eine tiefe Scham empfunden. Dieses Schamgefühl muss für mich überwältigend gewesen sein. Das war die Geburtsstunde meines „Inneren Anteils“.
Seine Aufgabe bestand ab dem Zeitpunkt darin, mir zu vermitteln, dass ich nicht gut genug bin. Er sollte mich davor bewahren, dass ich nochmal auf die Idee kommen könnte zu behaupten, ich hätte etwas Tolles gemacht. Das Gefühl der Scham muss meine Persönlichkeit so tiefgreifend verletzt haben, dass ich es nie wieder erleben sollte. Der Auftrag lautete also: "Sie soll sich selbst schlecht machen, bevor andere es tun und sie sich wieder in Grund und Boden dafür schämt".
Mein unbewusstes System hat damals, als es passierte, abgewogen, was für mich bedrohlicher sein könnte: Die tiefe Scham nochmal zu empfinden oder mich dauerhaft selbst schlecht zu machen, um das Gefühl zu vermeiden. Das Gefühl der Scham muss so heftig gewesen sein, dass ich es unter keinen Umständen erneut erleben sollte. Und so war es auch. Ich habe lange Menschen und Situationen angezogen, die das Gefühl, ich bin nicht gut genug, bestätigten.
Auch, wenn die Logik hinter dem Auftrag der „Inneren Anteile“ für uns nur schwer nachvollziehbar sein könnte, sie würden nie gegen uns handeln oder uns etwas Böses wollen. Sie wollen uns immer vor etwas bewahren!
Die „Inneren Anteile“ sind wichtig für unser persönliches Wachstum
Die Glaubenssätze werden durch die „Inneren Anteile“ repräsentiert. Sie sorgen dafür, dass sich diese Sätze immer wieder bestätigen.
Nehmen wir Kontakt zu unseren „Inneren Anteilen“ auf, so können wir gemeinsam neue Aufgabenbereiche für sie kreieren und die Glaubenssätze dadurch nach und nach verändern.
Auch bei der Selbstsabotage könnten sie ihre Finger im Spiel haben. Sie sind für das persönliche Wachstum und die Bewusstwerdung enorm wichtig, daher sollten wir sie nach Möglichkeit nicht wegdrücken, sondern den Kontakt zu ihnen suchen.
Es sind MEINE Anteile, sie sind ein TEIL von MIR, wenn ich also Gefühle ablehne, die sie repräsentieren, lehne ich dadurch mich selbst ab!
Weil ich meinem Persönlichkeitsanteil vergeben und ihn angenommen habe, konnte ich mich dadurch selbst besser annehmen und verstehen.
An dieser Stelle danke ich meinem „Inneren Anteil“ dafür, dass er sich zeigte und mir ein Beispiel für die Arbeit mit den Glaubenssätzen lieferte. Was aber noch wichtiger ist, er machte es möglich, dass ich einen der wichtigsten, vielleicht sogar DEN wichtigsten Glaubenssatz in meinem Leben verändern konnte.
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