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Die böse Stiefmutter. Ein Märchen?

Die Rolle der Stiefmutter ist in vielen Märchen klar definiert. Es ist ein Archetyp, dem eine klare Zuordnung in "Gut" und "Böse" zugrunde liegt. Keine Frau wird jedoch als Stiefmutter geboren. Sie ist, mit all ihren Eigenschaften und Charakterzügen, zunächst mal eine Frau, wie jede andere, mit ihren Stärken, Bedürfnissen, und Unsicherheiten.

 

Die meisten Frauen und Männer, die als neue Partnerin oder Partner des Elternteils im Leben eines Scheidungskindes auftauchen, sind bemüht offen und verständnisvoll zu sein. Sie versuchen ein harmonisches Miteinander zu schaffen und diese große Herausforderung so gut, wie es ihnen nur möglich ist, zu meistern.

 

Wie kommt es also, dass es in den meisten Patchworkfamilien solche Diskrepanzen gibt? Werden die Stiefmütter oder Stiefväter einfach über Nacht "böse"? Oder gibt es andere, unbewusste Mechanismen, die dafür sorgen, dass die unterdrückten Emotionen immer wieder explodieren und der Graben zwischen den beiden Seiten unüberwindbar bleibt?

 

Ursprungsfamilie

Eine gut funktionierende Ursprungsfamilie, in der ein Kind Liebe, Geborgenheit und Beständigkeit erfährt, ist einer der wichtigsten Bausteine, die wir benötigen, damit sich unsere Persönlichkeit frei entfalten kann. Wird diese ursprüngliche Ordnung durch die Trennung der Eltern gestört, wird das Wachstum auf verschiedenen Ebenen blockiert. Wir entwickeln uns weiter, werden erwachsen, machen Karriere, gründen eigene Familie und in bestimmten Situationen fühlen wir uns plötzlich klein, überfordert und haben das Gefühl versagt zu haben. Nicht selten werden die Emotionen von Depressionen begleitet. Das Leben fühlt sich schwer und freudlos an.

 

Die Erfahrung der Trennung und die Tatsache, dass die Familie als solche nicht mehr existiert, beeinflusst nachhaltig das Leben eines Trennungskindes.

Sie entscheidet darüber, ob wir beziehungsfähig sind, wie wir unser Leben gestalten, ob wir belastbar und sogar, ob wir beruflich erfolgreich sind.

 

Foto@CalebWoodsUnsplash

Je kleiner das Kind ist, desto weniger kann es mit der Situation umgehen. Die Emotionen schwanken zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Es hat das Gefühl, seine Existenz wird bedroht.

 

Der Verstand des Kindes kann nicht begreifen, was gerade passiert und entwickelt Überlebensstrategien, die seinem Alter angemessen sind. 

 


Erwachsene Personen haben ihr Leben lang verschiedene Erfahrungen gesammelt, die dabei helfen mit unterschiedlichen Problemen umzugehen. Einem Kind fehlen diese Erfahrungen gänzlich. Sein Verstand will aber begreifen, was gerade passiert. Da dies im ausreichenden Maße nicht möglich ist, liefert er eine Antwort, die das Kind nachvollziehen kann: "Ich bin schuld daran, dass meine Eltern sich trennen! Wäre ich nur braver gewesen, hätte mir mehr Mühe gegeben, hätte ich dies oder jenes nicht falsch gemacht, dann wären sie noch zusammen". 

 

Egal, wie alt das Scheidungskind ist, der Wunsch nach einer heilen Familie wird nie endgültig aufgegeben.

Der Wunsch eines Kindes, dass Papa und Mama sich vertragen und die Familie wieder vereint ist, begleitet die Kinder ihr Leben lang, egal wie alt sie sind. Bewusst oder unbewusst schwingt der Gedanke immer mit und macht es schwer die neue Person an der Seite des Elternteils zu akzeptieren.

 

Für das Trennungskind gibt es nur eine Familie, seine Ursprungsfamilie

Die Idee der wieder vereinten Familie führt dazu, dass die Vergangenheit glorifiziert wird und die Streitigkeiten, die zu einer Trennung geführt haben, ausgeblendet werden. Und auch wenn der Verstand weiß, dass es nicht gutgehen kann, das Bild einer "heilen" Familie ist in Unbewusstem fest verankert und möchte unbedingt erfüllt werden.

 

Bindungen

Die Eltern für das Scheitern der Ehe und den Zerfall der Familie schuldig zu machen, würde bedeuten, die stärkste aller Bindungen zu gefährden, denn die Bindung zu den Eltern ist existenziell wichtig für das Kind. Ohne die Fürsorge der Eltern, wäre es nicht überlebensfähig. Umso kleiner das Kind, desto abhängiger ist es und es wird alles tun, um diese Verbindung nicht zu gefährden.

 

Auch später, während der Pubertät oder im erwachsenen Alter, bleibt es ein Schritt, der nur unter einer extremen, inneren Not gegangen wird und meist dann, wenn es um die "Abnabelung" und die notwendige Suche nach der eigenen Identität geht. Da eignet sich eine dritte Person hervorragend als Katalysator für die geballten inneren Spannungen und Ängste.

 

Foto@MathildeLangeviUnsplash


Die stärkste Bindung ist die, zwischen den Eltern und dem Kind!

Das zu verstehen kann vielleicht dabei helfen, die Verletzungen nicht ganz so persönlich zu nehmen auch, wenn es vermutlich einfacher gesagt als getan ist. 

 

Patchwork Familie

Die Erwachsenen entscheiden für sich und für die Kinder. Die Kinder haben kein Mitspracherecht, sie werden selten gefragt, obgleich es auch um ihr Leben geht.  Und so sollen sie sich möglichst bald der neuen Situation anpassen und funktionieren. Und sie tun es; aus Liebe zu den Eltern und aus Angst, was passieren könnte, wenn sie es nicht tun. 

 

Das Festhalten an dem Anspruch eine glückliche, verständnisvolle Ersatzfamilie für das Trennungskind zu erschaffen, in der sich alle lieb haben und jeden Tag aufeinander freuen, wäre schon unter normalen Umständen eine Utopie und erst recht in einer zusammengewürfelten Gruppe, in der Kindern keine Wahl gelassen wurde, ob sie dazu gehören wollen, oder nicht.

 

Foto@Kiprowska-Schmitzh


Das Zusammenleben in den meisten Patchwork Familien wird dauerhaften Schwankungen ausgesetzt.

Unter diesen Umständen, ist ein oberflächlicher Frieden das, was möglich ist. Sich dessen bewusst zu werden erleichtert den Umgang miteinander und erspart Enttäuschungen.

 

Gut und Böse

In einem Märchen wird der Steifmutter die Rolle der "Bösen" zugedacht. Im "normalen" Leben einer Patchwork Familie finden wir dieses Schema ganz oft wieder und das hat Gründe, die vermutlich in uns allen tief verankert sind.

 

Die klare Aufteilung in "Gut" und "Böse" hilft einem Scheidungskind die Schuldfrage von den Eltern auf die außenstehende Person der Stiefmutter oder des Stiefvaters zu verlagern.

Foto@ArtyomKimUnsplash


Die Stiefeltern bieten eine Projektionsfläche an, für all die unterdrückten Emotionen wie Wut, Hass, Verzweiflung und Schmerz. Sie werden unbewusst für diese unerträglichen Gefühle verantwortlich gemacht. 

 

Wird der Stiefelternteil als positiv erlebt, fühlt sich das Kind schlecht. Es entsteht ein innerer Konflikt denn, wenn du "gut" bist und ich dir gegenüber Ablehnung oder gar Hass empfinde, fühle ich mich dabei schlecht. Wenn du dagegen "böse" bist, fühle ich mich im Recht dir alles zuzuschieben, was mir Schmerz und Leid bereitet und dich für all das verantwortlich zu machen, was in meinem Leben schiefläuft. Mein Gewissen kann sich wieder beruhigen.

 

Das Bild der "bösen" Stiefeltern erfüllt eine wichtige Rolle. Es hilft dem Kind sich selbst zu stabilisieren.

Die Gefühle der eigenen Schuld, der Trauer oder der inneren Zerrissenheit, können teilweise nach außen verlagert und projiziert werden. Die unterdrückte Aggression findet ein Ventil. Die Aufmerksamkeit wird von dem eigenen Leid auf das Feindbild geleitet und die Emotionen, wie beispielsweise die Verlustangst, stehen dadurch für den Augenblick nicht im Mittelpunkt.

 

Ein anderer Aspekt der Rolle der „bösen" Stiefmutter kann damit zusammenhängen, dass die Eltern nicht in „schlecht“ und „gut“ aufgeteilt werden müssen. Die Stiefmutter verkörpert bereits alles Schlechte. Die Eltern müssen nicht mehr für den unerträglichen Zustand der Trennung verantwortlich gemacht werden, denn SIE ist an allem Schuld!  So kann das Kind beiden Eltern gegenüber gleichermaßen loyal bleiben und muss für keinen von beiden die Partei ergreifen. Das ist eine enorme Entlastung!

 

Themen der Vergangenheit werden getriggert

Es bleibt ein Wunschgedanke, dass ein Punkt erreicht werden kann, an dem alle in perfekter Harmonie, Liebe und Wohlwollen miteinander leben können. Es ist schon sehr viel erreicht, wenn die Parteien versuchen sich gegenseitig zu respektieren und dabei einen gesunden emotionalen Abstand wahren. 

 

Soll das bedeuten, dass die Stiefmutter alles still erdulden und für alles Verständnis haben muss? Im optimalen Fall kann sie das Kind verstehen, ihm Zuneigung und Akzeptanz zeigen. Gleichzeitig kann sie klare Grenzen setzen und zugewandt und dennoch bei sich bleiben.


In den meisten Fällen, fühlt sie sich durch die ablehnende Haltung des Kindes gekränkt, unverstanden oder verletzt. Das könnte daran liegen, dass ihre eigenen, schmerzhaften Erlebnisse aus der Kindheit angesprochen und getriggert werden.

 

Durch das ablehnende Verhalten des Stiefkindes, werden alten Wunden aufgerissen. Die verletzten Emotionen aus der Vergangenheit werden wieder aktiviert und eine zugewandte, verständnisvolle Haltung dem Kind gegenüber ist nicht mehr möglich. Dem entsprechend sind die Reaktionen der verletzten Stiefmutter wütend, ablehnend, gekränkt oder straffend.

 

Foto@anthony-tran-i-ePv9Dxg7U-unsplash


An solchen Reaktionen können wir erkennen, auf welcher Ebene wir in der Stresssituation unterwegs sind. Sind wir die souveränen Erwachsenen oder mutieren wir selbst zu einem verletzten Kind? Diesen Unterschied wahrzunehmen, könnte der erste Schritt Richtung entspanntes Miteinander sein.

 

Die Erwachsenen sollten sich deshalb ihrer Rolle und ihrer Verantwortung bewusst sein. Wenn sie selbst haltlos sind oder getriggert werden, handeln sie auf der Ebene des „Inneren Kindes“. Sie fühlen sich oft selbst verletzt oder überfordert. Die unverarbeiteten Themen aus der Vergangenheit, werden auf einen Schlag an die Oberfläche befördert. Sie hindern die Eltern daran, als kompetenter, verantwortungsvoller Erwachsener zu agieren. Deshalb ist die Auseinandersetzung mit eigenen Themen so elementar wichtig!


Emotionale Botschaften

Es gibt immer wieder verletzende Sätze, die das zarte Pflänzchen der Verständigung erfrieren lassen können. Sätze wie "Du bist an allem schuld", "Wenn es dich nicht gäbe, wären meine Eltern noch glücklich zusammen", "Du bist nicht meine Mutter (Vater), von Dir lasse ich mir nichts sagen", sind nicht selten.

 

Damit ist das Ziel erreicht: Die betroffene Person fühlt sich verletzt und entweder "schlägt" sie zurück oder sie versteckt sich in ihrem Schneckenhaus.

 

Foto@MariaLysenkoUnsplash


Wie wir reagieren, hängt davon ab, welche Erfahrungen wir selbst in unserer Ursprungsfamilie gemacht haben und was für Vorbilder wir in den Streitsituationen hatten.

Was für eine emotionale Not steckt hinter solchen verbalen Angriffen? Und welche Ängste löst der Umstand der Trennung bei den Kindern aus? 

 

Eine Trennung kann verschiedene Ängste, nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen auslösen. 


Bei Erwachsenen, die selbst eine Trennung der Eltern erlebt haben, kann der Verlust der Partnerin oder des Partners, zu einer Retraumatisierung führen. Sie fühlen die gleiche Ohnmacht und der Schmerz kann wieder so stark sein, wie damals, als sie ihn durch die Trennung der Eltern erlebt haben. 


Diese Ängste und alte Wunden sind dafür verantwortlich, dass verletzende Sätze "rausgeblubbert" werden. 

 

Oft verletzten wir andere Menschen, damit wir den eigenen Schmerz nicht spüren müssen.

Es ist uns oft nicht bewusst, dass die Trennung der Eltern tief verankerte, negative Emotionen verursachen kann, die den Betroffenen sein Leben lang begleiten und prägen können. Diese Emotionen haben zur Folge, dass entsprechende Glaubenssätze* entstehen, nach denen das Fühlen, Denken und Handeln ausgerichtet wird.

 

*Mehr zum Thema Glaubenssätze.

 

Bedeutung der emotionalen Botschaften

Wie die Zusammenhänge zwischen den Folgen der Trennung und dem Entstehen bestimmter Emotionen aussehen können, wird in den folgenden Beispielen veranschaulicht:

  • "Mein Vater ist weggezogen":  Verlustangst, Schuldgefühle - "Es ist meine Schuld, dass die Eltern sich getrennt haben, ich war nicht brav, nicht lieb genug…"
  • "Ich kann meinen Vater nicht mehr so oft (manchmal gar nicht) sehen":  Verlustangst, Schuldgefühle, gemindertes Selbstwertgefühl und als Schlussfolgerung - Ich war es nicht wert, nicht wichtig genug, dass er bleibt.
  • "Es geht uns jetzt schlechter als vorher" (finanziell, emotional, gesundheitlich, mental):  Existenzangst, Verlustangst, Trauer, Aggression, zu viel Verantwortung, Scham, Zukunftsängste.
  • "Wir können uns seit der Trennung nichts mehr leisten. Wir haben nicht genug Geld":  Existenzielle Ängste, Wut, Aggression, Minderwertigkeitsgefühle, Enttäuschung, Depression, Scham, Zukunftsängste.  
  • "Meiner Mutter/meinem Vater geht es schlecht, ich habe Angst um sie/ihn":  Überlebensangst, Verlustangst, zu viel Verantwortung, Überforderung.
  • "Ich habe Angst, wie es weitergehen soll":  Überlebensangst, zu viel Verantwortungsgefühl, Neigung zum übermäßigen Grübeln.
  • "Ich muss mich jetzt um alles kümmern" (Geschwister, Eltern, die mit der Situation überfordert sind):  Zu viel Verantwortung, die eigentlich die Erwachsenen tragen sollten, gefolgt von massiver Überforderung, deren Folgen erst Jahre später als psychosomatische Erkrankungen sichtbar werden, Helfersyndrom gepaart mit der Unfähigkeit sich selbst wichtig zu nehmen, für sich selbst etwas zu fordern.
  • "Ich muss jetzt besonders "brav" sein, sonst wird die Situation noch mehr eskalieren":  Übermäßige Anpassung, Helfersyndrom, da man sich selbst nicht zu wichtig nehmen darf, vermindertes Selbstwertgefühl, Überforderung, unterdrückte Aggression.
  • "Ich fühle mich alleine gelassen":  Verlustangst, Existenzangst, Überforderung, Aggression, Depression.
  • "Wir mussten umziehen und ich habe meine Freunde, gewohnte Umgebung oder Familie verloren":  Verlust, Traurigkeit, Trauer, Angst.

Väter und ihre Prinzessinnen

Es macht nicht viel Sinn, gegen die Windmühlen zu kämpfen, zudem Verletzungen zu noch mehr Verletzungen führen. Dies kann unter Umständen die Beziehung ernsthaft gefährden.

 

Sätze wie: „Du zwingst mich dazu, dass ich mich zwischen Dir und meiner Tochter entscheiden muss“ fallen in der kritischen Phase ganz oft.

 

Die meisten Väter leben nach der Trennung mit dem Gefühl, versagt zu haben. In ihren Augen waren sie nicht imstande, ihr Versprechen einzulösen und die Familie aufrechtzuerhalten.


Um dieses unangenehme Gefühl zu übertünchen und das schlechte Gewissen sich selbst und dem Kind gegenüber zu mindern, versuchen sie es wieder gutzumachen, indem sie der Tochter eine besondere Stellung einräumen. 


Die Rollen werden vertauscht, die Tochter nimmt den Platz der Exfrau ein und nicht selten gibt es zwei Frauen an der Seite des Vaters:

  • Die neue Frau, wird mit der Hoffnung verbunden, dass jetzt alles anders, besser wird.
  • Die Tochter ist die Bindung an das Vergangene, an die Ursprungsfamilie. Sie verkörpert die Erinnerung an das eigene Scheitern und erzeugt dadurch das schlechte Gewissen. 

Zwischen diesen beiden Polen bewegt sich ein getrennter Vater. Dieses Hin und Her führt zur Dauerspannung zwischen allen Beteiligten.

 

Foto@jared-subia-QczH4IiPNx0-unsplash


Das schlechte Gewissen spielt eine entscheidende Rolle. Die Kinder spüren das und wiesen es für eigene Zwecke zu nutzen. Sie fühlen sich für den Augenblick geliebt und spüren ihre Macht in einer Situation, in der sie sich überwiegend ohnmächtig vorkommen.

 

Mit Blicken, Tränen oder Liebesbezeugungen, sichern sich die Töchter die Liebe ihres Vaters; ein Urbedürfnis eines jeden Menschen. Es ist ein Überlebensmechanismus und eine notwendige und intuitive Strategie. Dadurch können sie sich selbst in der für sie ungewissen und bedrohlichen Situation stabilisieren. Für einen Augenblick haben sie das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

 

Es gibt kein Richtig im Falschen!

Vielleicht funktionieren manche "neue" Familien deshalb so gut, weil sie die Illusion der heilen Welt gar nicht erst aufkommen lassen. Stattdessen akzeptieren sie die Grenzen des Möglichen und machen das Beste daraus.

 

Es gibt Gesetzmäßigkeiten, die in einer Patchwork-Familie immer wieder auftauchen, egal wie gut der Umgang untereinander ist:

  • Verabschiede dich von der Idee, es jemals richtig machen zu können, denn es gibt kein Richtig im Falschen. Für ein Trennungskind, egal wie sehr sich die neue Stiefmutter oder der Stiefvater bemühen, wird die Ursprungsfamilie für immer die einzig richtige Familie bleiben.
  • Engagiere dich emotional, behalte jedoch einen gesunden Abstand bei, damit dich die plötzliche Ablehnung nicht zu stark verletzen kann. In den Augen des Kindes bist und bleibst du die falsche Frau/ Mann an der Seite seines Elternteils. Akzeptiere es; das Kind wird nie anders fühlen können! Auch wenn das Kind dir eine ehrliche Zuneigung entgegenbringt, es wird nichts an der tiefen, unbewussten Überzeugung ändern.
  • Die Loyalität den Eltern gegenüber ist ein ungeschriebenes Gesetz, welches über die eigenen Gefühlen gestellt wird und dem unbewusst gefolgt wird. Es spielt dabei keine Rolle, wie sehr sich die oder der „Neue“ bemüht. Sie müssen abgelehnt werden, sonst entsteht das Gefühl, einen der Elternteile verraten zu haben.
  • Hinter jedem Angriff stecken meist Ängste und Unsicherheiten und der Wunsch sich selbst zu schützen und zu stabilisieren.
  • Niemand verletzt den anderen aus reiner Boshaftigkeit. Die wahren Gründe sind jedoch oft sehr subtil, ineinander verschachtelt und nicht immer sofort erkennbar.

Ein Beispiel:

Du bemühst dich und versuchst alles, um von dem Kind akzeptiert und gemocht zu werden. Egal, was du versuchst, es wird nicht angenommen. Geschenke, die du liebevoll ausgesucht hast, werden nicht ausgepackt oder landen ostentativ im Mülleimer. Alles, was du vorschlägst, wird abgelehnt oder infrage gestellt.

  • Du wünschst dir Akzeptanz! Du wirst vermutlich mit Ablehnung reagieren, wenn Du selbst in deiner Vergangenheit Ablehnung erlebt hast
  • Das Kind will dich akzeptieren, darf es aber nicht, aus Loyalität der Mutter gegenüber.
  • Gleichzeitig will es von dir akzeptiert und geliebt werden, bekommt aber deine Ablehnung zu spüren, weil du dich vor Verletzungen schützen willst.

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Ein Teufelskreis! Die mögliche Interpretation wird auf beiden Seiten vermutlich auf den gleichen, vereinfachten Satz hinauslaufen: "Sie ist blöd und mag mich nicht, also mag ich sie auch nicht!"

 

Was bedeutet das für die Stiefmutter?

Egal, wie sehr sich die Stiefmutter bemüht und wie sehr sie dem Kind gegenüber positiv eingestellt ist, sie kann es nicht richtig machen!

 

Egal, wie lieb das Kind die Stiefmutter gewonnen hat, die Loyalität der Mutter gegenüber wird immer wieder Konflikte provozieren. Vor allem in der Pubertät, wenn die Kinder zunehmend an Selbständigkeit gewinnen und sich "abzunabeln" versuchen, kann es des Öfteren eskalieren. 


Es kann auch passieren, dass die Emotionen, die man scheinbar im Griff hatte, plötzlich nochmal mit der ganzen Wucht auftauchen und alles zunichtemachen, was oft über Jahre, mühsam aufgebaut wurde. 

 

Eine mögliche Lösung könnte sein, zu versuchen, einen gewissen Level an Toleranz und Akzeptanz zu etablieren. Es ist schon sehr viel damit erreicht, wenn sich die Seiten mit Respekt begegnen. Allerdings ist es eine harte Arbeit, die nicht immer vom Erfolg gekrönt sein wird. 


Auch wenn es gelingen sollte, ein scheinbar gutes Verhältnis zwischen allen Beteiligten zu erreichen, es ist und bleibt äußerst fragil. 


Manchmal reicht eine Kleinigkeit, um die gesamte Palette des Leidens, die dicht unter der Oberfläche des scheinbaren Friedens vor sich hin brodelt, zu einer unerwarteten Explosion zu bringen.

 

Vom Standpunkt der Persönlichkeitsentwicklung könnte man sagen, "Danke, dass du mir spiegelst, was bei mir noch nicht verarbeitet ist, um welche Themen ich mich noch kümmern muss! Wo meine Trigger-Punkte sind!"

 

Aus der menschlichen Sicht tut es einfach nur weh und es wirft die Frage auf: "Warum soll ich mich weiter bemühen? Es bringt nichts und es ist lediglich eine Frage der Zeit, wann die nächste Verletzung, mit oder ohne Ankündigung, passieren wird".

 

Auch, wenn die Gründe für den plötzlichen Umschwung von: „Wir verstehen uns alle so gut und sind eine tolle Familie“ auf: „Ich hasse sie! Sie ist daran schuld, warum es mir so schlecht geht“ nachvollziehbar und verständlich sind, ist die „böse" Stiefmutter ebenso von ihrer eigenen Vergangenheit, mit all ihren Verletzungen und Mustern, geprägt. Sie beeinflussen ihr Verhalten und bestimmen ihre emotionale Stabilität.

 

Foto@Isi_parente-unsplash


Die persönliche Stabilität entscheidet darüber, wie wir mit solchen Äußerungen umgehen. Umso mehr wir im Einklang mit uns selbst, also mit unserem "Inneren Kind", leben können und mit ihm versöhnt sind, desto weniger Angriffsfläche bietet wir den anderen. Mit anderen Worten,

 

umso verständnisvoller, liebevoller und bejahender wir mit uns selbst umgehen und imstande sind gesunde Grenzen zu setzen, desto weniger können uns andere verletzen.

Gehen wir dagegen schroff, herzlos oder hart mit uns um, verletzten wir uns dadurch selbst und laden andere quasi dazu ein, dasselbe zu tun. 

 

Mit der Zeit wissen übrigens beide Seiten über die schwachen Stellen des anderen Bescheid und benutzen dieses Wissen zielsicher für ihre Zwecke.

 

Was nun?

Das Wissen darüber, dass hinter der Ablehnung verschiedene, zum Teil tiefe Ängste und Verletzungen auf beiden Seiten verborgen sind, kann dazu beitragen, dass wir immer mehr Verständnis füreinander haben.

 

Egal ob ein Kind oder ein Erwachsener, in bestimmten Situationen rutschen wir tief in unsere Emotionalität ab und werden mit den Mustern unserer Ursprungsfamilie, eigenen Erfahrungen und dem erlebten Schmerz konfrontiert.

 

In dem Augenblick werden wir selbst zu einem verwundbaren und schutzlosen Kind und brauchen Liebe und Verständnis, also nichts anders als das Kind brauchen könnte, das uns gegenüber steht und dessen bisherige Welt in Scherben liegt. 

 

Foto@Usxl6PvTgsw-unsplash


Es ist womöglich klüger mit der Zeit die idealisierten Bilder einer perfekten Patchworkfamilie durch pragmatische Betrachtungsweisen zu ersetzen.

Wer die Emotionalität mit der Nüchternheit verbinden kann, ist imstande besser eigene Grenzen zu ziehen und ist für Verletzungen nicht so empfänglich.

 

Im Idealfall kann die Emotionalität und die Rationalität Hand in Hand arbeiten. Allerdings ist dies eine hohe Kunst des Miteinanders, deren Umsetzung nicht in allen Alltagssituationen gelingen wird. Noch schwieriger wird es, wenn die eigenen wunden Punkte immer noch aktiviert sind und getriggert werden können. 

 

Ein nüchterneres Miteinander schließt den respektvollen Umgang nicht aus. Die Distanz, die entsteht, kann dabei helfen sowohl die andere Seite besser zu verstehen, als auch sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Die Angriffe werden nicht mehr so persönlich genommen. Wir fallen nicht so tief in die eigene Emotionalität hinein und sind dadurch nicht so verletzlich.

 

Und manchmal ist die Stiefmutter einfach nur böse...

Es ist ein weites Feld und nicht alle Aspekte wurden angesprochen. Es zeigt sich jedoch die Komplexität des Themas und, je nachdem, aus welcher Perspektive wir die Problematik beleuchten, bekommen wir eine neue Sichtweise auf die Notlage auf beiden Seiten.

 

Im Fall eines Stiefvaters, sind die Verhaltensweisen ähnlich übertragbar. Meist sind jedoch Frauen für die Erziehung, Abläufe und Regeln in der Patchwork-Familie zuständig. Sie verbringen die meiste Zeit mit den Kindern und geraten somit öfter in die Konfliktsituationen. 

 

In Angesicht dessen, dass die Zahl der Scheidungen immer weiter steigt, wird die Rolle der "bösen" Stiefmutter immer mehr Frauen zufallen. Die meisten von ihnen werden versuchen alles zu tun, damit die Kinder des Partners gut integriert sind und ein neues Zuhause bekommen. Sie werden dabei nicht alles richtig machen können aber sie werden versuchen stets nur das Beste für alle Beteiligten zu tun. Dafür sollten sie die Anerkennung bekommen!

 

...Und manchmal, ist und bleibt eine Stiefmutter, einfach nur "böse"...

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